Translate

Komodo Nationalpark

Gebucht haben wir ein Segelschiff. Bekommen haben wir ein blau-weißes Holzboot, das im Schneckentempo mehr Lärm als jede Dampflokomotive macht. 

Labuan Bajo

Von Labuan Bajo startend, erkunden wir in 2 Tagen den Komodo Nationalpark. Unser Boot nimmt zuerst Kurs auf Rinca Island, wo wir unsere ersten Komodowarane sehen sollen. Grüne Mangrovenstreifen säumen hier menschenleere Sandbuchten.

Rinca Island

Wir warten genau 1 Minute. Dann entdecken wir sie schon dösend unter der Küche der Ranger-Pfahlbauten.


Bemerkenswert, ihre Länge.



Wir begeben uns auf einen 2-stündigen Wanderweg, um diese "Dinosaurier" hoffentlich auch in der Wildnis zu erleben. Aber da ist nichts. Es ist ihnen wohl zu heiß. Dafür sehen wir Wasserbüffel, Makaken, Hirsche und Reinwardthühner...


Wasserbüffel



Hirsch

Reinwardthühner leben in lebenslangen Partnerschaften. Stirbt der eine Partner, begeht der andere Selbstmord - zumindest wenn man den Worten unseres Guides Glauben schenken darf. Wilde Hühner...

Reinwardthuhn

Unterwegs sehen wir doch noch etwas Außergewöhnliches: ein Komodowaran-Nest. Ob es sich jedoch tatsächlich um ein Nest handelt, ist ungewiss. Weibchen graben für ihre durchschnittlich 20 Eier mehrere Löcher, damit ihre Feinde in die Irre geführt werden. Letztendlich weiß nur die Mutter, wo ihre Eier tatsächlich stationiert sind. Pikantes Detail: Wenn Komodowarane hungrig sind und keine Nahrung finden, essen sie ihre eigenen Eier.


Am Nachmittag schippern wir mit unserem ratterndem Motor weiter zu Pink Beach.


Unterwegs sehen wir Delfine.



Wir legen vor Pink Beach an - einem außergewöhnlich schönen Schnorchelplatz. Pink Beach ist eigentlich nicht wirklich rosa. Ein schöner weißer Sandstrand ist es aber allemal.

Pink Beach

Blick von einem Hügel auf Pink Beach

Man sollte nicht zu weit weg vom Boot schwimmen. Die Strömungen im Inselkanal sind gefährlich. Manchmal entstehen sogar Wasserstrudel mit starken Unterströmungen.

Seestern

Lagunenrochen

Feilenfisch

Nach Pink Beach fahren wir weiter und verbringen die Nacht in einer Bucht vor Komodo Island. Beim Abendessen scheint es, als ob wir uns eine Dokumentation von "National Geographic" anschauen. Direkt vor uns kreisen drei Seeadler und versuchen ihr Abendessen aus dem Meer zu fischen.



Nur wenige Sekunden nach seinem Fang beginnt der Adler schon zu fressen.


Am nächsten Morgen fahren wir zum Manta Point. Von unserem Boot blicken wir aufmerksam in das dunkle Blau. Als unser Bootsjunge schreit: "Mantaaa!" springen ich und mein Bruder sofort hinein und tauchen ab - ohne Lufttank. 

braune Inselberge

Dieses Tier geht unter die Haut. Es zu beobachten, wie es mit leichtem Flügelschlag scheinbar schwerelos dahingleitet und Pirouetten dreht, ist ein magisches Gefühl. Das breite Maul ist weit geöffnet, um Plankton zu filtern.


Wir tauchen auf etwa 7-8 Meter ab und fühlen uns selbst wie Fische. Mein Bruder hat Glück. Der sonst so scheue, aber in diesem Fall neugierige Manta schwimmt direkt auf ihn zu.


Manta aus einem halben Meter Entfernung...


Ihre weltweite Population schrumpfte in den vergangenen 75 Jahren um 30 Prozent. Schuld sind ausbeuterische Fischerei, Verschmutzung der Meere und andere Zivilisationseinflüsse. In China zahlen Händler bis zu 220 US-Dollar für 1 kg getrocknete Mantakiemen.


Wie klein im Vergleich zum Manta dieser Adlerrochen erscheint.

Adlerrochen


Jetzt betreten wir zum ersten Mal Komodo Island.

Dorf auf Komodo Island

Loh Liang Beach, Komodo

Eingang Komodo Nationalpark

Wie auf Rinca Island, rasten einige dieser Riesenechsen unter den Pfahlbauten der Parkranger. Wir hoffen jedoch einige Komodowarane in der Wildnis zu sehen. Nach 10min Fußweg sehen wir den ersten. Ein Riesengeschöpf. Knapp 3 Meter lang. Im Schatten eines Baumes liegend.


Der Komodowaran ist die größte lebende Echse der Welt und bringt bis zu 80kg auf die Waage. Wenn es sein muss, kann er bis zu 18,5 km/h schnell laufen. Komodowarane können sogar schwimmen und bis zu 4m tief tauchen.


Zu seinen Lieblingsgerichten zählen Rotwild und Wildschweine. Er setzt dabei sein Gift im Unterkiefer ein, das beim Opfer einen Schockzustand auslöst. Entflohene Beute kann dadurch auch noch nach Tagen zugrunde gehen. Selbst sollte man immer einen Abstand von mindestens 3 Meter zum Raubtier halten.

Timor-Hirsch

Komodowaran bei der Jagd

Wildschwein

Zu meiner Überraschung sehen wir wirklich viele dieser "Dinosaurier" in freier Wildnis. Es ist einfach fantastisch Mutter Natur in dieser Form zu beobachten.


Wir machen einen 2-stündigen Rundgang. Da wird klar warum diese Warane ausgerechnet auf Komodo so groß werden. Es ist nicht zu feucht, nicht zu dicht und nicht zu offen - perfekte Lebensbedingungen für den Komodowaran.

Aussicht vom Frigate Hill

Unterwegs sehen wir weiße Kakadus und wilde Orchideen.

wilde Orchideen

Imposant, wenn so ein Muskelprotz auf einen zukommt.


Komodowarane, Wildschweine und der Mensch sind eine permanente Gefahr für die Rehe. Sie sind die großen Gejagten auf Komodo.


ein Komodowaran lässt seine Muskeln spielen


Auf dem Weg zurück nach Labuan Bajo hält unser Boot noch einmal vor Kanawa Island - wieder ein genialer Schnorchelplatz. Ich habe schon viel gesehen, aber noch nie einen Rotfeuerfisch. Endlich ist es soweit. 

Rotfeuerfisch

Es gibt sogar so viele, dass man aufpassen muss, wo man hinschwimmt bzw. abtaucht. Berührt man ihn, sollte man wegen seines starken Gifts sofort ein Krankenhaus aufsuchen.

Rotfeuerfisch

Wieder entdecken wir etwas, was wir noch nie zuvor gesehen haben: Eine Muräne frisst eine andere Muräne. 

Muräne frisst Muräne

Ich und mein Bruder tauchen die ganze Zeit ohne Flasche. Man fühlt sich viel mehr mit dem Element vereint. Außerdem ist es ein Gefühl völliger Ruhe und Entspannung. Dann will es mein Bruder wissen. Er taucht ab und...



...schafft es auf eine Tiefe von 25,7 Meter. Extrem. Der Druck beträgt hier bereits 3,5 bar. Seine Lunge wurde dabei auf 1/4 seiner Normalgröße zusammen gepresst. Respekt, Bruder.

Freediving (25,7m Tiefe)

Nach einem erholsamen Abend auf einem ruhigen Strand in der Nähe von Labuan Bajo, fahren wir am nächsten Tag wieder in den Komodo Nationalpark. Einen der besten Tauchplätze der Welt wollen wir nun beim Gerätetauchen erkunden. 

Strand in Labuan Bajo

Zuerst haben wir einen ruhigen Tauchgang beim Tauchspot Seraya Basar. Zeit für Schwerelosigkeit. Zeit für Makro. Hin und wieder sehen wir aber auch große Makrelenarten.

Bodycheck


Seestern

Dieser Korallenart sehe ich 2 Minuten zu. Ihre wunderschönen Bewegungen habe ich in meinem Kopf wie einen Film abgespeichert. Ihre schirmartigen Polypen öffnen und schließen sich schöner als jede blinkende Weihnachtsbeleuchtung.

Unterseeische Blütenpflanzen

Riesenmuschel


Unser nächster Tauchgang: Castle Rock. Anfänger dürfen hier nicht tauchen - die Strömungen sind hier sehr stark. Wir springen mit "negativem Einstieg" ins Wasser. Das bedeutet, gleich nach dem Sprung so schnell es geht abzutauchen, weil an der Oberfläche die Strömungen am intensivsten sind. Wir erwischen auch nicht den besten Tag. Gestern war Vollmond - heute ist die Strömung am stärksten. Zudem war unser Einsprungort falsch bemessen und wir haben große Probleme, zum geplanten Zwischenstopp zu gelangen.

Besonders ernst ist es bei mir. Ich schwimme und wedle mit den Flossen so stark ich kann, aber ich schaffe es nicht der Gruppe zu folgen (später sollte sich herausstellen, dass ich noch irgendwo Luft in meinem Jacket hatte). Ich komme nicht mehr voran bzw. runter und sehe meine Gruppe auch nicht mehr. Die Strömung zieht mich langsam zur Seite. Leichte Panik. Einen Moment überlege ich, mich mit der Strömung wegtreiben zu lassen und irgendwo wieder aufzutauchen. Aber ich bündle noch einmal all meine Kräfte. Mit 180 Puls komme ich langsam vorwärts und erkenne endlich meinen Guide, der mich besorgt fragt ob alles ok ist. Alles ok.

Am Castle Rock bin ich knapp dem Tod entgangen

Am Fuße des Castle Rock, müssen wir uns mit Mühe an Korallen festhalten, um nicht davon getrieben zu werden. Nach dem vorigen Zwischenfall habe ich noch immer große Probleme meine Atmung zu regulieren. Zudem bekomme ich 6x die Flossen meines Vordermanns auf den Kopf. Dann löst sich plötzlich eine Flosse von meinem Fuß und treibt davon. Ohne Flossen hat man bei dieser Strömung keine Chance. Aber der Flosse nachzuschwimmen ist ebenso riskant. Mein Gedankengang: Ich versuche sie noch vor dem letzten Fels (an dem ich mich noch vor der reißenden Strömung schützen kann) zu erwischen. Wenn nicht, lasse ich sie wegtreiben, ansonsten wäre ich verloren. Ich riskiere und schwimme meiner Flosse nach. Tatsächlich erreiche ich sie noch und kann mich gerade noch mit einer Hand am letzten Felsstück festhalten. Ich fühle mich wie in einem Windkanal. Es ist jetzt unmöglich, meine Flosse selbst anzuziehen. Zum Glück hat mein Bruder das Ganze bemerkt und hilft mir damit.

Ich bin noch immer völlig außer Atem. Mit 50 bar sollte man schon auftauchen. Ich blicke auf mein Barometer und habe nur noch 30 bar. Ich bzw. wir müssen sofort hoch, um noch unsere lebenswichtigen Dekompressionsstopps machen zu können. 20 bar, 10 bar, 5 bar, 0 bar. Wir sind immer noch in 5 Meter Tiefe. Endlich. Mein Guide gibt das Zeichen zum Auftauchen.

mit dem letzten Atemzug an die Oberfläche

Zurück an Bord muss ich mich von diesem Schock erholen. Aber schon nach wenigen Minuten bin ich wieder zum Scherzen aufgelegt. Dann kommt das Essen. Spätestens jetzt ist alles wieder gut.


Unseren letzten Tauchgang absolvieren wir bei The Cauldron (Hexenkessel), der für seine Strömungspassage "Shotgun" bekannt ist. Zunächst geht es gemütlich in einem sandigen Kanal los. Wir sehen Leopardenrochen, Schildkröten, Fledermausfische, Weißspitzen-Riffhaie und Grauhaie. Bei der "Fishbar" setzen wir uns für 3 Minuten im Schneidersitz auf den Meeresgrund und sehen einem Schwarm von Riesen-Stachelmakrelen (Giant Travelly) zu. Sie können bis zu 1,80 Meter groß werden.

Giant Travelly

Dann nähern wir uns der letzten Passage - dem "Shotgun". Zuerst tauchen wir auf etwa 10 Meter Tiefe auf. Dann warten wir ab, was passiert. Wir beschleunigen. Immer schneller und schneller. Wow - Superman-Gefühl! Wir erreichen eine Geschwindigkeit von etwa 15-20 km/h.

Straßenkehrer

Danach wird der Tauchgang wieder sehr ruhig. Eine ganz besondere Überraschung wartet aber noch auf uns: Auf einem Korallenast entdecken wir das äußerst seltene Pygmäenseepferdchen mit roten Tuberkeln. Es ist nur 2cm groß.

Tischkoralle

Am Schluss tauchen wir auf. Unser Guide deutet uns, endlich aufzutauchen. 'Aber das tun wir doch', will ich antworten. Zu meiner Überraschung muss ich dann einen Druckausgleich machen. 'Ok, tun wir doch nicht.' Ich und mein Bruder sind in eine Unterströmung geraten. Wir schwimmen stärker und kommen mit einiger Mühe doch noch an die Oberfläche.

Weißspitzen-Riffhai

Fazit: Der Komodo-Nationalpark ist beeindruckend. Was Flora & Fauna betrifft ist seine Unterwasserwelt noch um ein Vielfaches imposanter. Vorsicht vor den starken Strömungen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen