Raiatea

Während dem Flug von Tahiti nach Raiatea erblicke ich die Insel Huahine. 

Huahine

Bei der Landung sehe ich nur die Bergseite von Raiatea. Das weckt meine Neugier, die Insel zu erkunden.

Raiatea

Abgeholt werde ich von Frank - einem französischen Kardiologen - der mich in seine Strandvilla eingeladen hat. Er sagt, ich kann zwischen 2 Zimmern wählen: Das erste hat ein wunderschönes Kingsize-Bett, das zweite einen Balkon im ersten Stock. Gewählt habe ich die alte Matratze draußen auf der Terrasse. Von dort kann ich nämlich das Meer und die Milchstraße sehen. Abends unterhalten wir uns. Nachdem Frank sein Arztstudium 1979 beendet hatte, machte er einen mehrmonatigen Roadtrip durch Südosteuropa - in einem charmanten DAF 44. Nostalgisch erzählt er mir von den Städten Plovdiv, Kiew, Belgrad, Istanbul, Mostar und Banja Luka. 

Frank bedauert am nächsten Tag, dass er arbeiten muss und keine Zeit hat, mir die Insel zu zeigen. "Das habe ich auch gar nicht erwartet", sage ich. Trotzdem fragt er seine Sekretärin nach einer Lösung, die gleich darauf jemanden anruft. Nur 5 Minuten später kommt eine Frau herein und fragt mich: "Bereit für eine Inseltour?" Es ist Leila. Taekwondo-Champion von Ozeanien und Champion der Hawaiki Nui Va'a, der härtesten Auslegerkanu-Regatta der Welt.

Leila und ich beim Taekwondo-Training

Tour de Raiatea - Es geht los.

Es dauert nicht lange, da sehen wir die private Insel der US-amerikanischen Sängerin Diana Ross. 

Diana Ross-Insel

Wir erreichen Raiateas Hauptstadt: Uturoa. Im Bild unten sieht man nicht nur das Zentrum, sondern ganz Uturoa. Jetzt wissen Sie, wie groß die Hauptstadt ist. 

Uturoa

Jeden Morgen musiziert hier eine Handvoll Polynesier vor dem lokalen Markt.

Wir fahren weiter und sehen die Inseln Bora Bora, Maupiti...

Bora-Bora (rechts), Maupiti (links)

...und immer wieder bezaubernde Motus (Riffinseln).

Auf den Straßen ist es so ruhig, dass Hunde Zeit haben, ihre Welpen zu stillen. 

Wir halten im Dorf Opoa bei der größten polynesischen Tempelanlage: Taputapuatea. Die königliche Kultstätte ist das religiöse Zentrum des polynesischen Dreiecks: von den Osterinseln bis Neuseeland, von Hawaii bis zu den Austral-Inseln. Ich erinnere mich jetzt an die Worte einer Maori-Frau in Neuseeland, die mir gesagt hat, das nach ihrem Tod ihre Seele nach Raiatea hinausgetragen wird.

Erreichbar war Opoa durch die heilige Riffpassage "avamo'a", wo einst die großen Pirogen aller pazifischen Inseln fuhren. Auf diesem heiligen Areal (Marae) fanden internationale Treffen und Zeremonien statt. 

Manchmal gab es bei wichtigen Zeremonien auch Opfer. Dann rollten vor dem Orthostaten des Stammeshäuptlings die Köpfe.

Marae

Dieser Ort ist für die Polynesier voller Magie und gewichtiger Erinnerungen. Verkörpert werden sie durch eine Anlage von Riffplatten, die in einer Reihe aufgestellt sind. In der Tempelanlage suche ich auch nach Petroglyphen, finde aber keine. Als ich...

...dann zufällig eine Schule auf der anderen Inselseite besuche, werde ich doch fündig. Diese Zeichnungen verkörpern Sonne und Schildkröte. Ich finde es schade, dass das kulturelle Erbe dieses pazifischen Volkes kaum geschützt wird.

Petroglyphen (Sonne)

Petroglyphen (Schildkröte)

Regelmäßig bringen Polynesier Geschenke zur Kulturstätte. Auf dieser Anlage stehen außerdem alle heiligen Bäume der Polynesier. Der wichtigste war der Miro-Baum, der das harte Schnitzholz für die Tiki spendete.

Während dem Spazieren sehe ich zum ersten Mal die Tiaré-Blüte. Diese stark-duftende Pflanze ist endemisch und aus ihr wird gemeinsam mit Kokosnussöl das berühmte Monoi-Öl hergestellt. Pflegt Haut & Haare und vertreibt Moskitos.

Tiare

Wir fahren weiter. Nach 10 min hält Leila vor einer Villa. Sie läutet, geht hinein und kommt lächelnd zurück. "Ich habe gerade den CEO von "Tahiti Vanille" gefragt, ob er Dich auf seinen Plantagen herumführen kann. Er hat 'Ja' gesagt." Alain Abel beliefert die besten Starköche der Welt mit seiner Vanille. Im Gegensatz zur herkömmlichen Gewürzvanille hat die Tahiti-Vanille ein blumiges Aroma und wird deshalb für ganz besondere kulinarische Kreationen verwendet. Wenig später kommt Alain mit seiner schwarzen Hugo Boss-Brille auf mich zu und sagt: "On y va". 

Die Vanillestauden mit ihren Orchideenblüten sind durch Netze geschützt. Zu meiner Überraschung sind an den Wurzeln Kokosnüsse gelegt. "Gut für den Geschmack", sagt Alain. Geerntet wird, wenn die Kapselfrüchte gelbbraun sind.

Dann fermentieren die Schoten in luftdichten Behältern etwa 4 Wochen lang und werden anschließend getrocknet. Während dieser Schwarzbräunung entsteht das Vanillin.

Ich und Alain Abel

Trocknungsprozess

Nur die feinsten Schoten werden verwendet. Der Rest dient der Parfumherstellung. Ich frage Alain, wo der Kilopreis für seine Vanille liegt. "Für die besten Schoten kann der Kilopreis bis zu 600 US-Dollar betragen. Aber das ist noch nicht der Endkundenpreis."

Logische Folge: Ich bekomme Hunger. Leila lädt mich zum Essen ein. Sie hält vor einem noblen Strandrestaurant. Die Bestellung überlasse ich ihr. Als Salat wird in Limette getränkter roher weißer Thunfisch auf Gurken- und Tomatenstückchen in Kokosmilch-Sauce gebracht. Hauptgericht ist gegrillter Mahi Mahi-Fisch (Goldmakrele) mit Pommes Frites und Vanillesauce. Ich frage nach. Es ist Alain Abel's "Tahiti Vanille". Liebes Essen, ich werde Dich nie vergessen!

Am nächsten Tag hat Leila eine Überraschung für mich geplant. Wir fahren zum Strandhaus von Francois, einem Bekannten, ebenfalls Arzt. Nach einem guten Frühstück...

...lädt Francois sein Boot ab. "Was hast Du vor?", frage ich. - "Wir bringen Dich heute zu einer winzigen Insel", war seine Antwort. Dann sehe ich, wie viel für mich vorbereitet worden ist. Seine Frau schleppt eine Truhe mit Baguettes, Oliven, Rocquefort, Camembert, Weintrauben, Prosciutto, Papaya, Mangos, Grapefruit, Cola, Bier und Wein ins Boot - unser "Picknick-Korb". 

Ich habe all diese Leute noch nie zuvor gesehen oder gekannt. Ich kann es nicht fassen, wie man mich hier empfängt. Ich genieße es in vollen Zügen.

Unterwegs sehen wir vor dem Riff Surfer, die auf die 'perfekte Welle' warten. Auch wir warten, um uns das aus nächster Nähe anzusehen.

Dann erreichen wir die Insel. Etwa 30m lang und 10m breit. Bedeckt mit Kokospalmen.

Einfach nur genial.

Genial sind auch die Gespräche mit Francois, der ebenfalls nach seinem Studium viel gereist ist, was für ihn eine der wichtigsten Erfahrungen in seinem Leben war.

Rochen direkt vor der Insel. Was soll man dazu noch sagen.

Es ist 13:00. Um 15:00 geht mein Flug nach Bora Bora. Ich bin noch immer auf der Insel. "Ruuuhig", sagte Francois gelassen. "Ok", dachte ich. Dann ist es 14:00. Wir sitzen noch immer beim Picknick auf der Insel. "Wir sollten los. Es ist bereits Check-In", sage ich. "Ruhig", sagte Francois erneut, "nimm lieber noch ein Stück Prosciutto."

Es dauerte bis 14:20 bis wir endlich aufs Boot stiegen. Ich machte mir schon etwas Sorgen. Mit seinem Schnellboot brachte mich Francois in 5min zum Festland. Dort wartete ein Wagen auf mich, der mich in 2min zum Flughafen brachte. Um 14:28 checkte ich ein. Francois und Leila hatten alles für mich organisiert. Und ich weiß nicht, womit ich dieses Glück verdient habe.