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Bora Bora

Als ich 4 Jahre alt war, ging ich auf meinem Plastik-Globus auf Entdeckungsreise. Ich suchte im Pazifik nach einer kleinen Insel mitten im Königsblau. Mein Finger strandete auf Bora Bora. Der Name, die Lage faszinierten mich. Gleichzeitig dachte ich damals, dass ich wohl niemals so eine entfernte Insel besuchen werde können. Bei der Landung erinnere ich mich daran. 


Auf Tahiti haben mir die Polynesier die Faszination an Bora Bora etwas genommen. Wegen der Touristenflut seien ihre Landsleute nicht so freundlich wie auf anderen Inseln. Rassismus habe sich unters Volk geschlichen. Und die Insel bringe ihren Müll nicht unter Kontrolle. 


Ich befreie mich von diesen Vorurteilen. Ich werde meine eigene Geschichte hier erleben. Der wichtigste Moment ist jetzt. Und jetzt sehe ich das blanke Bora Bora vor mir und bin überwältigt. 


Als ich vom Flughafen mit dem Schiff übergesetzt werde, sehe ich das Restaurant "Bloody Mary's". Davor sind auf 2 riesigen Tafeln die Namen Prominenter verewigt. Spitzbübig wie ich bin, habe ich in einem unachtsamen Moment des Türstehers schnell meine Initialen eingeritzt. 



Ich verbringe meine Zeit hier im Mai Kai-Yacht Club bei meinem Freund Tamati Laherstorfer. Tamati ist halb Polynesier, halb Österreicher. Ein wunderbarer Mensch mit einer traurigen Familiengeschichte. Sein Vater - geboren in Saalbach-Hinterglemm - flüchtete nach dem 2. Weltkrieg nach Tahiti und zeugte auf Bora mit 59 Jahren noch ein Kind. Zu ihm hatte Tamati nie wirklich Kontakt, zu seiner Mutter wenig. Heute sind die Menschen Tamatis Familie. 

Mai Kai-Yacht Club

Am Nachmittag legen wir uns an den Strand. Ich bin auf Bora Bora - am weltbekannten Sonnengrill. Richtig realisiert habe ich es noch immer nicht. 



Ich stelle Tamati Fragen zum vermeintlichen Rassismusproblem auf Bora Bora. Tamati: "Im Yachtclub sehe ich Vieles. Ich glaube wenn Du den Menschen hier Respekt entgegen bringst, wird niemand rassistisch sein." Abends führt er mich im Yachtclub herum und zeigt mir in der Kühlkammer der Küche einen riesigen Mahi Mahi und einen roten Thunfisch.


Ich sage ihm: "Ich will hier genau das essen, was ihr esst." - "Komm, wir gehen zum Roulette." Roulette heißt der Streetfood-Stand auf Bora Bora in Vaitape. Hier gibt es BBQ, Mahi Mahi oder Steak. In Riesenportionen. Der Duft setzt sich direkt am Gaumen ab. Man hat also nicht viel Zeit zum Überlegen. Zu zweit bestellen wir 3 Gerichte. Als ich später zahlen will, sagt mir die Verkäuferin: "Für Dich ist das Essen umsonst." Sowas ist mir auch noch nie passiert. 


Am nächsten Morgen sagt Tamati: "Heute muss ich arbeiten. Hier hast Du meine Autoschlüssel. Schau Dir meine Insel an." Ein weiteres Glückskapitel.




Blick über Vairou Bay mit Mt. Otemanu

Mt. Otemanu (727m)

In Erwartung eines japanischen Angriffs installierten die Amerikaner während dem zweiten Weltkrieg einen Stützpunkt auf Boras östlicher Halbinsel nahe Anau


amerikanische Kanone aus dem 2. Weltkrieg

Im Yachtclub freundete ich mich am Tag davor mit einem Tauchlehrer an. Der verriet mir auf einer Karte doch tatsächlich das Geheimnis, wo genau sich die Manta-Rochen in Boras Lagune aufhalten und wie ich dort hinkomme (wenn jeder so offen wäre, würde es auf Bora bald keine Schnorcheltouren mehr geben). Und weil ich keine Maske habe, gibt er mir seine. Wie praktisch. Ich schwimme heute also zu dem Manta-Spot. Dort sehe ich auch schon das Boot der Tauchschule mit den zahlenden Touristen. 1 ganze Stunde bin ich im Wasser und sehe gespannt hinunter. Dann kommt er: der "Engel des Meeres". 

Mantarochen

Ich versuche mich zum ersten Mal im Freediving. Etwa 6 Meter tief tauche ich ohne Ausrüstung hinunter. Dann bin ich direkt vor dem 4 Meter großen Manta. Mit seinen Flügelschlägen schwebt er mir entgegen. WOW! Was für ein geniales Gefühl ohne Sauerstoffflasche. Man fühlt sich viel mehr mit Element und Tier vereint. 


Danach schwimme ich ans Ufer und sehe Muscheln in Übergröße.


Braunbrustnonne

Als ich mir einen einsamen Strand auf Bora Bora suche, besuchen mich 2 wenige Wochen alte Welpen. Sowas Schönes.


Nach 1 Stunde Spielen realisiere ich, dass die beiden völlig auf sich allein gestellt sind. Es gibt weit und breit kein Haus in der Nähe. Und keine Mutter. Wer weiß, wie lange die beiden schon hier sind.


Ich nehme sie mit. Unterwegs im Auto sehe ich zwei kleine Jungs, die mit Hunden spielen. Ich halte an. Mich überkommt ein Gefühl, dass meine zwei Freunde hier gut aufgehoben sein könnten. Die Augen der Jungs funkeln wie Diamanten als sie meine Welpen sehen. Die Mutter dankt mir für dieses Geschenk. Ich fahre weiter. 


1 ganzen Tag verbringe ich hier: Matira Beach. Ich habe viele bezaubernde Strände gesehen in Mexiko, auf Ko Phi Phi oder auf den Galapagos Inseln. Aber dieses glasklare, fein türkis schimmernde Meerwasser erstreckt sich hier bis zum Horizont. Kilometerlang. So etwas Schönes habe ich noch nie gesehen.

Matira Beach

Tamati verrät mir, dass mein Lieblingsschauspieler Leonardo Di Caprio erst vor 2 Monaten hier in unserem Yachtclub war. An meinem letzten Abend findet eine Poolparty statt. Und ein Riesen-Gedränge.


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